Statement
In meiner weit gefassten zeichnerischen Praxis arbeite ich mit Stift, Pinsel, Schere, Falzbeil und Locheisen auf und mit Papier. Es entstehen zwei- und dreidimensionale Fotogeflechte, Faltungen, Lochungen und Zeichnungen.
Als Zeichnerin entwickelte ich 2000 aus einer ambivalenten Einstellung zur Fotografie die Technik der Fotoflechtung: 2 identische Fotos in Streifen schneiden und sie zu einem Werk weben. Mich interessiert die leichte Verschiebung des Motivs und das Reliefartige der fotografischen Oberfläche. Jedes Fotogeflecht ist ein Original.
Mit Versuchsanordnungen zu arbeiten, bei der ich die Vorgehensweise festlege, sie umsetze und nicht planbar ist, was wirklich entsteht, ist eine Vorgehensweise, die ich bis heute praktiziere. So habe ich 2015 für das Projekt ‚Leerstelle des Unbekannten/Nichts stimmt mehr‘, - das sich auf das Ergebnis des Human Genom Projekts von 2003 bezieht, - die Proxy-Zeichen-Technik entwickelt: Mit je einem Stift in der linken und rechten Hand haltend schnelle, dynamische Linien ziehen. Alle Stifte aus der Buntstiftkiste benutzen, bis ein dichtes Liniennetz entsteht. Das Regelwerk ist so offen formuliert, dass ich spontanen Ideen oder Impulsen nachgehen kann. In der Wiederholung des Tuns entsteht Veränderung. Die Regeln wende ich spielerisch an, d.h. ich variiere sie, wenn sich z.B. materiellen Grenzen auftun.
Rückblickend verstehe ich allmählich, warum ich mit Versuchsanordnungen arbeite. Ich sehe unser Leben als zu tiefst mit technischen Geräten verbandelt an. Wir benutzen sie ständig, bewusst und unbewusst. Auch, wenn ich technische Geräte kritisch betrachte, benutze ich sie. Wir sind in gewisser Weise der Technisierung des Lebens ausgeliefert. Diese ambivalente Haltung färbt auf meine künstlerische Arbeit ab. Das Systematische, das Geräten und Maschinen inhärent ist, stelle ich in meiner künstlerischen Arbeit mit Versuchsanordnungen nach. Aber es funktioniert anders als bei Geräten und Maschinen: Mit Regelwerken zu arbeiten, beschränkt einerseits mein Tun, andererseits öffnet sich gerade in der Reduzierung ein unendlich erscheinender Kosmos an Möglichkeiten, denen ich in frei anmutender Weise nachgehen kann.
Wenn mich bestimmte Themen interessieren wie z.B. Handarbeit in der Kunst oder die Frage: haben wissenschaftliche Daten außer der wissenschaftlichen Aussage noch eine andere Qualität? dann suche ich Kolleg:innen auf, die zu diesen Themen arbeiten. Der inhaltliche Austausch ist oft so spannend, dass wir daraus Gruppenausstellungen konzipieren und realisieren.
Januar 2023
Portfolio
Proxy Serien und Arbeiten an wissenschaftlichen Instituten entstanden. Portfolio. 2020 (pdf)
Vor Haupt Nach Speise, Katalog (dt/engl) 2017 (pdf)
Arbeiten 2012 - 2014 Portfolio (pdf)